Ein weiterer Teenager wurde rund um die verhinderte Terror-Attacke auf das Taylor-Swift-Konzert am Donnerstagabend festgenommen. Mittlerweile ist auch bekannt, dass das Heeresnachrichtenamt den Tipp für den geplanten Anschlag bekam – und zwar aus gleich zwei Ländern.
Rund um die geplante Terrorattacke auf eines von drei Taylor-Swift-Konzerten ist ein weiterer Mann festgenommen worden. Dabei handelt es sich um einen 18-jährigen Iraker, der aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen stammt. Der Mann wurde am Donnerstagabend in Wien festgenommen. Das gab Innenminister Karner am Freitagvormittag nach einer Pressekonferenz (zu einem anderen Thema) bekannt.
Der nunmehr festgenommene irakische Staatsbürger soll mit dem Hauptverdächtigen in Kontakt gestanden sein. Hinweise, dass er konkret in dessen Anschlagspläne eingebunden war, gibt es aber nicht. Das räumte auch Karner ein, der erklärte, der 18-Jährige sei nicht direkt mit den Anschlagsplänen auf das Taylor Swift-Konzert in Verbindung zu bringen, habe aber vor wenigen Tagen einen Treueschwur auf die radikalislamische Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) abgelegt.
Anträge auf U-Haft gestellt
Für den 19-jährigen Hauptverdächtigen und den 17-jährigen möglichen Komplizen sind mittlerweile Anträge auf Untersuchungshaft gestellt worden. Über sie soll im Laufe des Freitags entschieden werden.
Der 15-Jährige, der als Zeuge geführt wird, werde weiter intensiv vernommen, sagte Karner. Er gilt als nicht tatverdächtig. Während der 19-Jährige ein Geständnis abgelegt habe, verweigere der 17-Jährige nach wie vor die Aussage. Die Ermittlungen würden weiterhin auf Hochdruck laufen, sobald es neue Erkenntnisse gebe, werde man die Öffentlichkeit informieren, hielt der Innenminister fest.
Der 19-jährige Hauptverdächtige und der 17-jährige Beschuldigte waren noch am Donnerstag in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert worden. Ermittelt wird gegen das Duo weiterhin wegen terroristischer Vereinigung (§ 278b Strafgesetzbuch) und krimineller Organisation (§ 278a Strafgesetzbuch), teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, sich an der radikalislamischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) beteiligt und deren Ziele und Absichten vertreten zu haben.
Mit dem Auto in die Menge
Der umfassend geständige 19-Jährige soll seit Ende Juli ein Attentat auf eines der drei dieser Tage in Wien vorgesehenen Swift-Konzerte geplant haben. Er verfügte bereits über einen funktionsfähigen Flüssigsprengstoff, den er selbst hergestellt hatte. Konkret soll der 19-Jährige vorgehabt haben, am Donnerstag oder am Freitag mit seinem Auto in bzw. vor eine Menge von „Swifties“ vor dem Ernst-Happel-Stadion zu rasen, die beim Karten-Kauf leer ausgegangen waren und sich draußen versammelt hätten. Ziel sei gewesen, möglichst viele Menschen mit einem Sprengsatz sowie Hieb- und Stichwaffen zu töten. Der österreichische Staatsbürger wurde am Mittwoch an seinem Wohnort in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) festgenommen.
15-Jähriger nicht tatverdächtig
Am selben Tag in Wien in Gewahrsam genommen wurde ein 17-Jähriger aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen, wobei der Bursche mit türkisch-kroatischen Wurzeln dem Staatsschutz bereits bekannt war. Er war seit wenigen Tagen bei einem Facility-Unternehmen im Happel-Stadion angestellt und dort am Bühnen-Auf- und Abbau beteiligt gewesen. Verteidiger Nikolas Rast stellte in Abrede, dass sein Mandant mit Terrorismus und Anschlagsplänen etwas zu tun habe.
Auch ein 15-Jähriger hatte sich zunächst in polizeilicher Anhaltung befunden. Nach Informationen vom Donnerstagabend gilt der Bursch aber nicht als tatverdächtig. Er wird in dem Verfahren nicht als Beschuldigter geführt, sondern wurde als Zeuge vernommen. Der Teenager dürfte mit seiner Aussage die Verdachtslage gegen den 19-Jährigen bestätigt haben.
Tipp kam über das Herresnachrichtenamt
Der Tipp für die Verhinderung des Terroranschlages kam übrigens über das Bundesheer: Laut Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kamen die Hinweise aus dem Ausland auf den Terroranschlag zum Heeresnachrichtenamt. Das teilte wiederum die Information dann mit der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Nach APA-Informationen hat der Bundesheer-Geheimdienst entsprechende Tipps von zwei befreundeten ausländischen Nachrichtendiensten bekommen.
Wie Nehammer Donnerstagabend in der „ZiB2“ bestätigt hat, gelangten die Informationen im aktuellen Fall über das Heeresnachrichtenamt an den zivilen heimischen Geheimdienst DSN. Recherchen zufolge hat das Heeresnachrichtenamt vor etwa zehn bis 14 Tagen Informationen von zwei befreundeten militärischen Nachrichtendiensten aus dem Ausland bekommen. Diese Informationen sollen noch recht unkonkret gewesen sein, weshalb das Heeresnachrichtenamt weitere Recherchen anstellte und das Ergebnis schließlich der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst übergab, die sich weiter darum kümmerte.
Zwei Geheimdienste beim Heer
Das österreichische Bundesheer verfügt über zwei Geheimdienste: das Abwehramt und das Heeresnachrichtenamt. Das Abwehramt agiert grundsätzlich im Inland und ist zuständig für alles, was militärische Rechtsgüter des Bundesheers betrifft. Aufgabe des Abwehramtes ist es beispielsweise, zu verhindern, dass radikale Personen ins Heer kommen.
Das Heeresnachrichtenamt wiederum ist zuständig für die strategische Auslandsaufklärung und soll der obersten politischen und militärischen Führung als Frühwarnorganisation dienen. Es ist überall dort tätig, wo österreichische Soldaten im Auslandseinsatz sind, aber auch dort, wo österreichische – nicht nur militärische – Interessen im Ausland vorhanden sind. Das Heeresnachrichtenamt prüft zum Beispiel vor einem neuen Auslandseinsatz des Bundesheers die Lage vor Ort.
Keine mediale Arbeit
Die Arbeit der Nachrichtendienste des Bundesheeres verläuft fast ausschließlich abseits der öffentlichen Wahrnehmung, mit medialen Auftritten hält man sich grundsätzlich zurück. Diese Verschwiegenheit gilt als wichtigste Währung im Informationsaustausch mit anderen Nachrichtendiensten. Da militärische Nachrichtendienste ausschließlich mit anderen militärischen Diensten (und keinen zivilen Nachrichtendiensten) kommunizieren, soll das Heeresnachrichtenamt auch nie vom zwischenzeitlich schlechten Image des österreichischen Geheimdienstes betroffen gewesen sein.
Die DSN dagegen musste sich ihren Ruf bei anderen Nachrichtendiensten erst wieder erarbeiten, denn ihr Vorgänger, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), war nach Skandalen in den vergangenen Jahren zunehmend international isoliert, ausländische Partnerdienste waren bei der Informationsweitergabe zurückhaltend. Das BVT wurde 2021 im Zuge einer Reform als Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst neu aufgestellt.
Auch Nordmazedonien ermittelt
Unterdessen hat auch das nordmazedonische Innenministerium auf Antrag der österreichischen Behörden Untersuchungen zu dem Hauptverdächtigen im vereitelten Terroranschlag in Wien eingeleitet. Laut Medienberichten in Skopje stammt die Familie des 19-jährigen Mannes aus Gostivar, einer Stadt im Westen des Landes, in der vor allem die albanische Volksgruppe lebt. Ob sich der in Österreich geborene junge Mann zeitweise auch in der Heimat seiner Eltern aufhielt, war zunächst allerdings nicht bekannt.
Der Nordwesten Nordmazedoniens war im Jahr 2002 Schauplatz eines bewaffneten Konfliktes zwischen albanischen bewaffneten Gruppen und Sicherheitskräften. Die Konflikte, die teils auch religiös geprägt waren, wurden durch das Ohrid-Abkommen Mitte des Jahres beendet, welche der albanischen Volksgruppe, die ein Viertel der Landesbevölkerung ausmacht, größere Rechte einräumte. Das Entgegenkommen der Regierung führte zum Abbau der Spannungen zwischen beiden Volksgruppen. Allerdings ist der Konsens immer noch relativ brüchig .Die ethnischen Mazedonier sind christlich-orthodox, während die Albaner mehrheitlich muslimisch sind.
(APA)
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