Lara Vadlau, eine angehende Unfallchirurgin, und Lukas Mähr, ein zweifacher Familienvater aus Vorarlberg, gewinnen Österreichs erstes Segelgold seit 20 Jahren. Die Tradition dieses Sports wurzelt viel tiefer und braucht trotzdem starken Aufwind.
Lara Vadlau und Lukas Mähr lassen Österreich aufatmen. Das Segelduo gewann in der 470er-Klasse – eine Rennjacht mit Trapez und Spinnaker, 120 Kilogramm schwer und ihrer Länge nach in Zentimetern benannt – Gold bei den Sommerspielen 2024. Man muss sich diese Betrachtung mit dem vor Marseille Erreichten ob der bislang ernüchternd mickrigen Medaillenausbeute in Frankreich auf der Zunge zergehen lassen: Ein Binnenland triumphiert im Salzwasser gegen Nationen, die jeden Tag übers Meer fahren. Es ist auch kein beschaulich schaukelnder Segeltörn, sondern Spitzensport hart am Wind.
Segeln hat in Österreich unglaubliche Tradition. Der Glanz der einstigen k. u. k. Seemacht ist freilich verblasst, ab 1886 wuchsen aber Klubs (Union). Der Verband wurde 1946 gegründet, man zählt weit über 20.000 Mitglieder, jedoch wie viele Jachten, Jollen, Boote oder Vereine es gibt, ist schwer zu beziffern. Ob Wörther-, Atter-, Boden-, Mond-, Neusiedler-, Traunsee (UYC besteht seit 1888) oder die Alte Donau: Wer hier sein Segel setzt, erlebt Faszination in Reinkultur. Das Spiel mit Wind (Luv, Lee), Wasser, Strömung, das verflixte Binden der Knoten, knackige Wenden und Anmut souveräner Anlegemanöver werfen den Alltag immer über Bord.
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